Jetzt hat auch die Mitte ihre Kandidaturen für die Nationalratswahlen – ein Überraschungsgast stimmte auf den Wahlkampf ein
Um 19.30 Uhr spielten im gut gefüllten Gemeindesaal Buchs die Aarauer Turmbläser auf. Dann eröffnete Edith Saner, Grossrätin und ehemalige Grossratspräsidentin, die Veranstaltung. Sie sei oft darauf angesprochen worden, wann denn die Aargauer Mitte ihre Liste für die Nationalratswahlen erstellt, sagte sie.
Tatsächlich haben die anderen Parteien – bis auf die EVP – ihre Kandidaturen längst bestimmt. Seit Donnerstagabend, 21 Uhr, hat auch die Mitte ihre Kandidatinnen und Kandidaten. Sieben Frauen und neun Männer aus allen Bezirken wollen mit ihr in den Nationalrat einziehen.
Unter der Moderation von Wahlkampfleiter Andre Rotzetter und begleitet von Fanfaren der Turmbläser stellten sich die Kandidierenden der Reihe nach vor. Der erste Listenplatz gehört Parteipräsidentin und Ständeratskandidatin Marianne Binder. An zweiter Stelle auf der Liste kommt der eben in den Rat nachgerückte Andreas Meier.
Mit Maya Bally ist auf dem dritten Platz eine ehemalige BDPlerin – Bally hat bei den Wahlen 2019 auf der Liste der BDP am zweitmeisten Stimmen geholt. Bauernverbandsgeschäftsführer Ralf Bucher ist auf dem vierten Listenplatz, Grossrats-Fraktionschef Alfons P. Kaufmann auf dem fünften. Und den sechsten besetzt die Lenzburgerin Christina Bachmann-Roth. Sie macht bereits fleissig Wahlkampf.
Doris Leuthard spricht von «Knochenarbeit»
Als Überraschungsgast und zur Einstimmung auf den Wahlkampf ist das berühmteste Mitte-Aargau-Mitglied an die Versammlung gekommen, alt Bundesrätin Doris Leuthard aus Merenschwand. Eingeladen war auch Partei-Schweiz-Präsident Gerhard Pfister – er musste jedoch kurzfristig absagen. Auch Ruth Humbel war verhindert, ihr wäre das Tagespräsidium zugekommen. Das übernahm alt Nationalrat Markus Zemp.
Regierungsrat Markus Dieth meldete sich per Videobotschaft mit dem Schlusswort und Doris Leuthard überreichte den Kandidierenden ein Motivations-Präsent für den Wahlkampf. Heute sei dieser schwieriger als vor 20 Jahren, sagte sie im Gespräch mit Alfons P. Kaufmann. Sie riet den Kandidierenden, die sozialen Medien zu nutzen. «Aber ich habe die Erfahrung gemacht: Wahlkampf ist Knochenarbeit.» Es gelte, sich unter die Leute zu mischen und diese von einem zu überzeugen, dafür dürfe man sich nicht zu schade sein. Vor allem würde sie auf den Inhalt setzen, sagte Leuthard und sie wünschte den Kandidierenden Mut, «denn wir sind gut».
Ein Grusswort gab es von Sara Schibli, die Co-Präsidentin der Mitte Aarau Regio. Anschliessend blickte Parteipräsidentin Marianne Binder auf den Wahlkampf 2019 zurück. Dieser sei eine grossartige Leistung gewesen, schliesslich holte die Mitte damals den zweiten Sitz. Der Verdienst liege dabei vor allem auch bei denen, die am Schluss nicht gewählt worden sind, so Binder. Der Einsatz aller zähle, jedes Teilchen trage zum Ganzen bei – entsprechend dem Wahlkampfmotto «Mehr wir, mehr Mitte».
Erstmals mit neuem Namen im Wahlkampf
Es ist das erste Mal, dass die Aargauer Mitte unter diesem Namen – und fusioniert mit der BDP – in den Wahlkampf steigt. Obwohl es für viele schmerzhaft gewesen sei, das «C» im Namen abzulegen, sei es der richtige Entscheid gewesen, sagte Marianne Binder. «Wir geben keine Werte auf», die Partei positioniere sich jetzt mit dem Namen dort, wo sie immer war, nämlich in der Mitte der Gesellschaft. Jetzt gehe es in den Wahlkampf 2023, sie freue sich darauf, so Binder – es sei die schönste Zeit im Leben. Auch an den Erfolg glaubt sie: «Wir werden alles geben und steigen voller Zuversicht in diese Wahlen.»
Zu den letzten Wahlen ist die damalige CVP mit neun Listen angetreten. Wie viele Unterstützungslisten diesmal zusammenkommen werden und wer die weiteren Kandidierenden sind, bestimmt die Partei am 13. Mai in Baden.